Helnweins experimentelle Vielseitigkeit ist kaum einzuordnen. Bei ihm findet sich ebenso ein kleinmeisterliches Werk skurril-phantastischer Zeichnungen in der Nachfolge von Redon und Kubin. Meist vergessen wird auch sein Engagement für "Antipsychiatrie", antiautoritäre Erziehung, Rüstungsabbau und mehr ökologisches Bewußtsein. Helnwein hat die Motive und Formen der Populärkultur in teils karikierender, teils grotesk verfremdender Absicht verwendet. Sein penetranter Hypernaturalismus beunruhigt, grenzt an ironische Übertreibung. Die Brecht-Benjaminsche Maxime, "nicht an das gute Alte anknüpfen, sondern an das schlechte Neue", hat bereits seine Anfänge in den frühen siebziger Jahren bestimmt. Der akademisch ausgebildete Maker aus der Wiener Schule Rudolf Hausners bekennt heute, von der Rockmusik und Walt Disney mehr gelernt zu haben als von Mozart und Leonardo da Vinci. Er habe sich eines Tages für den Erfolg entschieden und eine Kommunikationsform angestrebt, die volkstümlich, leicht verständlich, unterhaltsam sei und ihre Daseinsberechtigung aus der Interessiertheit der Massen beziehe. So wurde für ihn das grenzüberschreitende Arbeiten mit Mitteln ebenso der Fotografie, Comic-Strips, Science Fiction, der Kindermedien und der realistischen Malerei eine selbstverständliche Konsequenz. Helnwein hat zunächst ähnlich wie die Pop Art und der amerikanische Fotorealismus das Klischeedenken und die Umgangssprache des Alltagsleben als neues unverbrauchtes Stoffgebiet aufgegriffen, fand dann aber zu weniger stationären, inhaltliche kaum festgelegten offenen Bildformen, die erst in der Phantasieprojektion ihrer Betrachter eine umrissene Bedeutung erlangen. Hinter der rezeptionsästhetischen Öffnung und Relativierung des Kunstwerks steht die alte Idee von der plebiszitären Partizipation des Kunstpublikums, die gegenwärtig freilich unter postmoderner Ideologie auf die mehr oder weniger unverbindliche, spielerische Anteilname des Kunstrezipienten zielt.