Linz/Wien (APA) - Mit Stella Rollig übernimmt eine ausgewiesene Expertin für zeitgenössische Kunst die Leitung des Belvedere. Seit 2004 steht sie dem Linzer Kunstmuseum Lentos vor. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Agnes Husslein-Arco ist sie wenig „Seitenblicke“-affin. Kritik musste sie zwar immer wieder wegen magerer Besucherzahlen einstecken, sie gilt aber als sehr korrekt und akribisch.
Die am 5. Juli 1960 in Wien geborene Rollig begann ihre Laufbahn als Kulturjournalistin, arbeitete beim ORF-Hörfunk und in der Kulturredaktion des „Standard“. 1994 gründete sie das „Depot - Kunst und Diskussion“ im Wiener Museumsquartier, von 1994 bis 1996 war die studierte Germanistin und Kunsthistorikerin österreichische Bundeskuratorin für bildende Kunst. Für die steiermärkische Landesausstellung „Verkehr“ 1999 kuratierte sie die zeitgenössische Kunst, es folgten Arbeiten für das O.K. Centrum für Gegenwartskunst (heute OÖ. Kulturquartier, Anm.) in Linz sowie für den Steirischen Herbst.
Über ihr Privatleben hielt sich die künftige Belvedere-Chefin stets bedeckt. In den Klatschspalten sucht man sie vergeblich. Ihr Auftreten ist leise und zurückhaltend, oft etwas spröde - Marktschreierei ist ihre Sache nicht. Ähnlich lässt sich auch das Programm im Lentos charakterisieren: Es ist für interessiertes Publikum gemacht. Völlig Unbedarften in Sachen zeitgenössischer Kunst ihre Schwellenangst zu nehmen, gelang nicht immer.
Kummer war die Lentos-Chefin in ihren Linzer Jahren aber nicht nur wegen kritischer Zurufe aus der Politik gewohnt: Da das Lentos auf die Sammlung des bereits in der NS-Zeit aktiven Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt zurückgeht, hatte Rollig immer wieder „Altlasten“ aufzuarbeiten: Zum einen waren dies Restitutionsfälle, zum anderen der verlorene Prozess um vier verschwundene Bilder von Klimt und Schiele, für die die Stadt Millionen zahlen muss.